Viele als haarwuchsfördernd beworbene Nahrungsergänzungsmittel enthalten Zink, Eisen, Vitamine, ungesättigte Fettsäuren und Aminosäuren. Es ist jedoch nicht nachgewiesen, dass eine Supplementierung bei Personen mit einer ausreichenden Ernährung einen Nutzen bringt.
Viviscal ist eine Reihe von Produkten, die auf einem oralen Nahrungsergänzungsmittel basieren und zur Förderung des Haarwachstums beitragen. Viviscal ist mit anderen, frei verkäuflichen Produkten vergleichbar, die ähnliche Wirkungen versprechen. Es besteht kein signifikanter Nachweis, dass die in Viviscal, Pantovigar, Ell-Cranell, Priorin und anderen Produkten enthaltenen Mineralstoffe, Vitamine, Proteine, Aminosäuren, ungesättigten Fettsäuren und Antioxidantien einen bedeutenden Einfluss auf die Behandlung von Haarausfall haben. Viviscal enthält einen speziellen “AminoMar-Marinekomplex“, sowie einige Vitamine, Mineralstoffe und Aminosäuren, die den Inhaltsstoffen eine einzigartige Besonderheit verleihen. Der “Marinekomplex” wird als Kombination aus pulverisiertem Haifischknorpel und Austernextrakt definiert.
Austern sind reich an Zink und Protein, während Haifischknorpel als ein potenzielles Nahrungsergänzungsmittel betrachtet wird, das eine präventive Wirkung bei verschiedenen Krankheiten, wie Krebs und Arthritis, haben kann. Welche spezifischen Eigenschaften der beiden Naturstoffe das Haarwachstum fördern, ist durch die Ergebnisse des Herstellers von Viviscal nicht belegt.
Zwei Studien, die 2012 und 2015 veröffentlicht wurden, zeigten, dass eine Behandlung von Menschen mit diffusem Haarverlust mit Viviscal im Vergleich zu einer Placebo-Kontrollgruppe nach sechs bzw. drei Monaten zu einer signifikanten Zunahme der Haardichte führte. Eine 2016 durchgeführte Studie demonstrierte ähnliche Wirkungen bei einigen männlichen Probanden, die an androgenetischer Alopezie litten. Die drei Untersuchungen wurden mit großer Sorgfalt ausgeführt und werden durch visuelle Repräsentationen unterstützt. Kritikpunkte hinsichtlich der Studie sind ihre Assoziation mit Lifes2Good, dem Hersteller von Viviscal, der die finanzielle Unterstützung gewährte. Bislang waren keine unabhängige Studien in der Lage, eine signifikante Erhöhung der Haardichte durch die alleinige Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels nachzuweisen. Es ist zu berücksichtigen, dass die drei Viviscal-Studien in Open Access-Magazinen veröffentlicht wurden, bei denen Autoren für die Publikation bezahlen und die Inhalte einer weniger strengen Prüfung unterliegen als bei klassischen Fachzeitschriften.
title=”Phytohormone Bei Weiblichem Androgenbedingtem Haarverlust” tab_id=”1687468336513-28dcff0f-d8e3″]
Alternativ zur Behandlung von weiblichem androgenbedingtem Haarverlust mit synthetischen Antiandrogenen können pflanzliche Antiandrogene in Betracht gezogen werden.
Hemmstoffe der 5α-Reduktase sind Antiandrogene, die die Synthese des potenten Androgens DHT blockieren und so den DHT-Spiegel senken. Sie stellen ein wichtiges therapeutisches Mittel bei androgenbedingtem Haarverlust dar.
Pflanzliche Extrakte können die Konzentration von Testosteron und seinem Abkömmling Dihydrotestosteron verringern. In dieser Substanzklasse sind Phytoöstrogene (Pflanzeninhaltsstoffe mit östrogener Aktivität) sowie Inhibitoren der Testosteronsynthese inbegriffen. Es wurden kleinere klinische Studien durchgeführt, um die Wirkung von Glycyrrhiza (Süßholzwurzel, Lakritz), Paeonia lactiflora (chinesische Pfingsrose), Foeniculum vulgare (Fenchel) und Trigonella foenum-graecum (Bockshornklee) auf den Testosteronspiegel zu untersuchen. Phytoöstrogene finden sich weiterhin in den Heilpflanzen Mentha crispa, Glycine max, Trifolium pratense und Hordeum vulgare.
Einige dieser pflanzlichen Substanzen sind als Konzentrate in Form von Nahrungsergänzungsmitteln verfügbar. Aufgrund des unzureichenden Evidenzniveaus hinsichtlich Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofile der Präparate und der unklaren Nutzen-Risiko-Relation wird ein vorsichtiger Umgang empfohlen. Vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit antiandrogener Wirkung sollte eine ärztliche Beratung durch den Hausarzt, Frauenarzt oder Dermatologen in Anspruch genommen werden.
Es gibt eine Vielzahl von exogenen Substanzen, die den endokrinen Hormonhaushalt regulieren können. Die natürlichen Inhibitoren des Enzyms 5-α-Reduktase sind von Interesse in Bezug auf androgenetischen Haarausfall. Die 5-α-Reduktase katalysiert die Umwandlung von Testosteron in das hochaktive Dihydrotestosteron (DHT), das nach der aktuell allgemein akzeptierten Hypothese eine ursächliche Rolle beim androgenbedingten Haarausfall spielt, indem es die Miniaturisierung der Haarfollikel induziert.
Finasterid, ein verschreibungspflichtiges Medikament, bietet eine wirksame Behandlungsmethode gegen Haarausfall, die in der Lage ist, das Fortschreiten der Alopezie bei den meisten Patienten zu stoppen und in vielen Fällen sogar zu einer Regrowth zu führen. Aufgrund des potenziellen Risikos von schwerwiegenden Nebenwirkungen, ist es nicht jedermanns Sache, über einen langen Zeitraum ein Medikament einzunehmen, das so stark in den hormonellen Gleichgewicht eingreift wie Finasterid.
Patienten, die eine wirksame Behandlung gegen Haarausfall wünschen, aber Nebenwirkungen vermeiden wollen, neigen zu der Verwendung natürlicher Präparate. Naturstoffe werden als weniger toxisch angesehen, da sie weniger wahrscheinlich das biologische Gleichgewicht beeinträchtigen als synthetisch hergestellte Substanzen. Die Zuverlässigkeit dieser Wahrnehmung muss hinterfragt werden. Einige natürliche Substanzen sind bekanntermaßen sehr toxisch und können Krebs auslösen. Da die Evolution sowohl den Menschen als auch seine natürliche Umgebung miteinander verbindet, ist es nicht unvernünftig, dass wir in der „Apotheke der Natur“ helfende Elemente entdecken.
In der folgenden Auflistung finden sich natürliche Substanzen, die eine bestimmte Wirkung auf das Enzym 5-α-Reduktase aufweisen. Es wurden systematische Untersuchungen zur Anwendung von traditionellen Heilpflanzen in der Prostatamedizin durchgeführt; diese Heilpflanzen wurden seit Jahrtausenden zur Behandlung verschiedener Krankheiten verwendet. Die therapeutische Behandlung der benignen Prostatahyperplasie konzentriert sich auf eine Verringerung des Spiegeln des Dihydrotestosterons. Es wurden noch keine oder nur wenige Studien zu den Auswirkungen dieser Naturprodukte bei androgenbedingtem Haarausfall beim Menschen durchgeführt.
Bisher wurden keine wirksamen Alternativen gefunden, um die Ergebnisse von Finasterid zu reproduzieren. Es ist noch nicht abschließend bewertet, welche Nebenwirkungen die Inhaltsstoffe natürlicher Produkte haben. Die pharmakologischen Tests dieser Mittel waren in der Regel nicht ausführlich genug, um ein vollständiges Nebenwirkungsprofil zu erstellen. Im Gegensatz zu den zahlreichen gut konzipierten Studien über etablierte Therapieansätze gegen androgenetische Alopezie, fehlt es bei den im Folgenden aufgelisteten Naturmitteln häufig an einer ausreichenden Anzahl an Studien, die den höchsten Ansprüchen an eine gute Studie genügen.
Pflanzenextrakte, die bisher für ihre 5-α-Reduktase-Hemmwirkung untersucht wurden, zeigten positive Ergebnisse:
- Ganoderma lucidum (Der Reishi-Pilz wird in der asiatischen Medizin häufig verwendet.): hemmt 5-α-Reduktase, wirksam bei Prostataleiden
- Urtica dioica (Brennnessel): hemmt 5-α-Reduktase, wirksam bei Prostataleiden
- Pygeum africanum (Afrikanischer Pflaumenbaum): hemmt 5-α-Reduktase, wirksam bei Prostataleiden
- Pedalium murex: hemmt 5-α-Reduktase, wirksam bei Prostataleiden
- Sphaeranthus indicus: hemmt 5-α-Reduktase, wirksam bei Prostataleiden
- Populus nigra (Schwarzpappel): hemmt 5-α-Reduktase, wirksam bei Prostataleiden
- Linum usitatissumum (Flachs): hemmt 5-α-Reduktase, wirksam bei Prostataleiden
Es wurde bereits die inhibitorische Wirkung von Heilpflanzen auf 5-α-Reduktase untersucht, wodurch ein therapeutischer Ansatz bei androgenetischem Haarverlust ermöglicht wird:
- Serenoa repens (Sägezahnpalme): Der ölige Extrakt der Beeren der Sägezahnpalme wurde als eine potenzielle Behandlungsmöglichkeit von androgenbedingtem Haarausfall in mehreren Studien untersucht, die insgesamt positive Ergebnisse lieferten.
- Rosmarinus officinalus (Rosmarin): Ein lokal angewandter Hemmstoff der 5-α-Reduktase zeigte bei einem Tierversuch eine ähnliche Wirksamkeit gegen androgenbedingten Haarverlust wie Minoxidil nach einer sechsmonatigen Anwendung.
Ferner liefen:
- Kürbiskernöl: Eine koreanische Studie untersuchte den Einfluss einer sechsmonatigen Supplementierung mit Kürbiskernöl im Vergleich zu Placebo bei Männern mit androgenetischer Alopezie und ergab eine signifikante Verbesserung der Kopfhaardichte und Kopfhaarstärke.
- Grüntee: Eine sechsmonatige, sehr kleine Studie mit nur zehn Probanden bestätigte die Wirksamkeit eines grünteehaltigen Supplements (Forti5), dessen Wirksamkeit auf das Hemmen der 5-α-Reduktase durch Katechine aus grünem Tee zurückzuführen ist, bei androgenbedingtem Haarausfall.
- Curcuma aeruginosa: wurde in einer Studie in Kombination mit Minoxidil mit Placebo verglichen und für wirksam befunden.
- Cuscuta reflexa (eine in der indischen Medizin vielfach genutzte parasitische Pflanze): In einem Tiermodell zur Untersuchung androgenbedingten Haarausfalls zeigte sich eine positive Wirkung.
- Ecklonia cava (eine essbare Braunalge): Es wurde eine Hemmung der 5-α-Reduktase und eine Förderung des Haarwuchses sowohl im Tierexperiment als auch bei isolierten menschlichen Follikeln nachgewiesen.
- Thuja occidentalis (Thuja): Es wurde eine Hemmung der 5-α-Reduktase und eine haarwuchsfördernde Wirkung bei androgenbedingtem Haarverlust im Rahmen eines Tierversuchs nachgewiesen.
- Citrullus colocynthis (Koloquinte, ein giftiges Kürbisgewächs): wurde im Tierexperiment bei Mäusen mit künstlich induzierter androgenetischer Alopezie erfolgreich getestet
Einige der aufgelisteten Heilpflanzenpräparate sind Teil von rezeptfreien Nahrungsergänzungsmitteln oder Haarpflegeprodukten, während andere speziell im Fachhandel erhältlich sind. Vor der Anwendung sollte eine ausführliche Untersuchung durchgeführt werden, um die effektivste Anwendungsform zu identifizieren und die Meinung eines Hausarztes oder Dermatologen eingeholt werden.
Beim Testen dieser Mittel sollten die gleichen Geduldsanforderungen wie bei der Verwendung von Minoxidil oder Finasterid beachtet werden. Die Ergebnisse einer regelmäßigen Anwendung werden frühestens nach einem halben Jahr sichtbar werden.