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Diagnose

Bei androgenetischem Haarausfall reichen Muster der beginnenden Haarausdünnung und ein Trichogramm bzw. Trichoscan zur Diagnose aus, jedoch kann bei anderen Formen des Haarausfalls die Diagnose und Ursachensuche schwierig gestaltet sein. Die Diagnostik beinhaltet ein Anamnesegespräch, eine Kopfhautbiopsie und Blutuntersuchungen, um mögliche selbst wahrgenommene Auffälligkeiten, Medikamenteneinnahme und zurückliegende schwere Erkrankungen zu ermitteln.

Eine interdisziplinäre Beratung mit dem Hausarzt, Frauenarzt oder Kinderarzt ist ratsam. Bei der Erhebung der Anamnese werden dem Patienten Fragen zur Dauer und Intensität des Haarausfalls, Begleiterscheinungen (z.B. Juckreiz oder Nagelveränderungen), bereits bekannten Erkrankungen, verabreichten Medikamenten (auch eine schon länger zurückliegende Anwendung kann hier relevant sein) und den Lebensumständen gestellt, die potenziell Einfluss auf das Haarwachstum nehmen können.

Es ist von Bedeutung, ob ein naher Verwandter an androgenetischer Alopezie leidet. Der Arzt wird die Patientin nach Veränderungen des Zyklus, Anwendung hormoneller Verhütungsmittel, nach Schwangerschaften und Geburten sowie je nach Alter auch zum Eintritt der Wechseljahre befragen.

Anhand des typischen Muster des Haarausfalls und des Aussehens der betroffenen Hautareale kann bereits eine Diagnose gestellt werden. Zur Verstärkung kann der Arzt ein Dermatoskop einsetzen, welches eine mehrfache Vergrößerung der Haut ermöglicht.

Zur diagnostischen Abklärung können klinische Laboruntersuchungen (Blut-/Haaranalyse), sowie gegebenenfalls eine Biopsie der Kopfhaut notwendig sein.

Der Arzt untersucht die Haare, ihr Verteilungsmuster, die Nägel und die Kopfhaut sorgfältig, um eine mögliche Hauterkrankung zu diagnostizieren, ob die Nägel ebenfalls betroffen sind und ob das Haarausfallmuster lokalisiert oder diffus ist.

Der Arzt wird auch das übrige Körperbehaarungsmuster überprüfen. Eine orientierende körperliche Untersuchung kann weitere Krankheitszeichen wie angeschwollene Lymphknoten an Hals und Kopf, die beispielsweise bei Kopfpilz auftreten können, aufdecken.

Haartagebuch/Haarkalender

Führen Sie für einen Zeitraum von zwei Wochen eine quantitative Analyse der täglich abgefallenen Kopfhaare durch und notieren Sie die Zahlen mit Datum. Die ermittelten Werte sind annähernde Schätzungen. Ein täglicher Haarverlust von 50 bis 100 Haaren wird als physiologisch normal angesehen. Bei besonders dichtem Haar können es auch mehr sein. Bei Personen mit natürlich lichtem bzw. bereits gelichtetem Haar ist ein Wert von 50 der untere Referenzwert. Keine Motivation zur Quantifizierung? Sammeln Sie die Haare in Ziplock-Beuteln, um eine mögliche Untersuchung durch den Dermatologen zu ermöglichen.

Haarwaschtest


Der Haarwaschtest wird regelmäßig bei jeder Haarwäsche durchgeführt. Mit einer genauen Bestimmung der Menge der beim Waschen verlorenen Haare kann der Dermatologe wertvolle Hinweise erhalten. Der Test erzielt das beste Ergebnis, wenn ein herausnehmbares Sieb oder ein festes Filterpapier im Abfluss von Waschbecken oder Badewanne platziert wird.

Um eine standardisierte Testumgebung zu schaffen, kann der Dermatologe den Patienten bitten, eine fünftägige Haarwaschpause einzuhalten, bevor der Waschtest durchgeführt wird. Aber auch wenn Sie öfter oder täglich Ihr Haar waschen, gibt die Menge der dabei ausgehenden Haare Aufschluss über verstärkten Haarausfall. Ein Verlust von bis zu 250 Haaren beim Haarwaschtest nach fünftägiger Haarwaschkarenz und von 100 Haaren bei täglicher Haarwäsche wird als normal betrachtet.

Haarziehtest, Zupftest, Epilationstest

Der Haarziehtest ist ein einfacher diagnostischer Test, der von Dermatologen und Trichologen durchgeführt werden kann, um den Grad des aktuellen Haarausfalls zu bewerten. Dazu wird eine Strähne von ca. 60 Haaren um Daumen und Zeigefinger gewickelt und vorsichtig nach oben gezogen. Wenn mehr als drei (manche sagen sechs) Haare aufgrund einer leichten Bewegung ausgerissen werden, weist dies auf ein mögliches Problem hin.

Der Test weist eine gewisse Ungenauigkeit auf. 60 Haare lassen sich schwerlich exakt abzählen, die Kraft, mit der gezogen wird, lässt sich nicht standardisieren, und wie lange vorher sich die Patienten ihre Haare gewaschen oder gebürstet haben, könnte ebenfalls das Ergebnis beeinflussen. Experten, die mehrere Zupftests durchgeführt haben, können aufgrund ihrer Erfahrung zwischen normalen und problematischen Ergebnissen unterscheiden. Der Epilationstest allein reicht nicht aus, um den Grund für den Haarausfall zu identifizieren, daher ist eine weiterführende Diagnostik erforderlich.

Trichogramm

Beim Trichogramm werden mithilfe einer gummiüberzogenen Klemme 50 bis 100 Haare entnommen, deren Wurzelbereich anschließend unter dem Mikroskop untersucht wird, um den Haarwurzelstatus zu analysieren. Ein erfahrener Dermatologe ist in der Lage, die Anagen- und Telogenphase von Haaren anhand morphologischer Unterschiede zu identifizieren. Anagenhärchen weisen typischerweise noch ihre Wurzelscheide auf und sind am Ende im Golfschläger-Typ gebogen. Telogene Haare weisen eine fehlende Wurzelscheide und eine keulenförmige Verdickung des distalen Endes auf. Somit ist möglich die Anzahl der Haare in den unterschiedlichen Phasen des Haarzyklus bestimmen. Diese Zahlen können verwendet werden, um eine Einschätzung der Risiken zu erhalten. Mit dem Trichogramm lassen sich auch Anomalitäten im Bereich der Haarwurzel diagnostizieren.

Die Anzahl der Haarwurzeln in der Anagenphase liegt typischerweise zwischen 80 und 90 Prozent, während die Anzahl der Haarwurzeln in der Telogenphase zwischen 10 und 20 Prozent liegt. Die vergleichsweise kurze Katagenphase hat einen nur geringen Einfluss auf die Anzahl der Katagenhaare. Ein Telogenhaar-Anteil von über 25 Prozent kann als problematisch betrachtet werden, während ein Anteil von über 30 Prozent als deutlicher Hinweis auf Probleme angesehen wird.

Das Trichogramm liefert nur eingeschränkte Erkenntnisse über die Ursachen eines möglichen Haarausfalls. Das Trichogramm liefert eine quantitative Messung der Haarwurzelgesundheit, welche zur objektiven Bewertung von Therapieerfolgen und Behandlungsverläufen herangezogen werden kann, indem das aktuelle Trichogramm mit früheren Befunden verglichen wird.

Digitaler Haarscan (Trichoscan)

Der digitale Haarscan liefert, ähnlich wie das Trichogramm, einen detaillierten Überblick der aktuellen Haarsituation. Im Vergleich zum Trichogramm ist die moderne, digitale Methode etwa doppelt so teuer, jedoch in etwa gleich aussagekräftig. Der Vorteil des Verfahrens liegt in seiner schmerzfreien Anwendung, der digitalen Archivierbarkeit von Aufnahmen und Ergebnissen sowie der Erfassung von Terminal- und Vellushaaren, ohne auf eine Haarwäsche vor der Untersuchung verzichten zu müssen.

Der Trichoscan bestimmt den Anteil der Anagen- und Telogenhaare durch die Analyse des Wachstumsverhaltens der Haartypen, ohne die Haarwurzeln zu betrachten. Der Trichoscan ermöglicht eine quantitative Bestimmung der Haardichte sowie der prozentualen Verteilung von Terminal- und Vellushaaren.

Kopfhautbiopsie

Eine Kopfhautbiopsie erfolgt unter lokaler Anästhesie und beinhaltet die Entnahme einer geringen Menge an Kopfhaut- und Haarproben. Die Stelle wird anschließend mit einer minimalinvasiven Naht verschlossen. Die Kopfhautbiopsie ist bei Haarausfall nicht als Standarduntersuchung anzusehen. Sie wird dann angesetzt, wenn es Unklarheiten bezüglich der Ursachen eines diffusen oder stellenweisen Haarausfalls gibt und wenn Symptome wie Juckreiz, Exzeme oder starke Schuppenbildung an der Kopfhaut vorliegen. Mittels einer Kopfhautbiopsie können die Haarfollikel und das dazugehörige Gewebe in Regionen mit diagnostisch zu klärendem Haarausfall präzise untersucht werden. Mittels der Analyse von Kopfhaut und/oder Follikeln lassen sich Infektionen oder entzündliche Veränderungen diagnostizieren, was eine adäquate antimikrobielle bzw. antientzündliche Therapie ermöglicht.

Blutuntersuchungen

Eine Blutuntersuchung kann bei der Diagnose unklarer Alopezie behilflich sein. Standardmäßig werden die Parameter CRP, Serumferritin und TSH mithilfe einer Laboruntersuchung bestimmt, um Veränderungen zu erkennen, die auf Entzündungsprozesse, Eisenmangel und eine Schilddrüsenüber- bzw. unterfunktion hinweisen. Zur Beurteilung bestimmter pathologischer Zustände sind weiterhin biochemische Parameter wie die Werte von Leber- und Nierenenzymen, Zink, Folsäure, Kupfer, Selen oder Vitamin B12 von Bedeutung.

Zur Untersuchung des Verdachts auf eine Autoimmunerkrankung werden häufig spezifische Serum-Autoantikörper bestimmt.

Bei weiblichen Patienten mit vermutetem androgenetischem Haarausfall, begleitet von Symptomen, die auf eine androgenbedingte Hormonstörung hinweisen (z.B. Menstruationsstörungen, schwere Akne, ungewöhnliche Körperbehaarung nach männlichem Muster), ist eine Untersuchung des Sexualhormonstatus erforderlich, um eine Diagnose zu stellen. Zu den untersuchten Parametern zählen neben anderen die Spiegel von Testosteron und SHBG im Serum.

Toxikologische Untersuchungen, Haaranalyse

Diese Untersuchungen sind nicht Teil der üblichen diagnostischen Methoden bei Haarausfall. Eine toxikologische Untersuchung kann entscheidend sein, um die Möglichkeit einer Vergiftung, wie etwa durch Schwermetalle, zu bestätigen. Analysen von Blut- und Urinproben können zur Detektion von Schwermetallen (Blei, Cadmium, Thallium, Arsen) genutzt werden.

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